Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil 1 1763 - 1820

5 Anfang und Aufbau

5.2 Konflikte mit Einheimischen

bergseite
Angst und Warnungen vor Überfällen durch nomadisierende Stämme aus dem asiatischen Raum waren nicht unbegründet. Die Kolonisten zogen es vor, sich stets bewaffnet und in Gruppen von fünf bis zehn Mann vom Dorf zu entfernen.

Es wurden nicht nur Einzelpersonen verwundet oder getötet, sondern ganze Dörfer angegriffen und zerstört. 1772 wurde zum Beispiel die 1766 gegründete Kolonie Cäsarfeld von Kasachen überfallen und zerstört. 1774 erging es dem von katholischen Bauern gegründeten Dorf Chaisol nicht besser. Insgesamt verschleppten Kasachen (auch als Kajsachen bekannt) allein 1774 aus sieben Kolonien 1.573 Siedler, von denen nur etwa die Hälfte wieder freigekauft werden konnte. Die anderen waren tot oder wurden als Sklaven verkauft. Noch zwanzig Jahre später trafen bei den betroffenen Familien Nachrichten von den Verschleppten ein, in denen diese um ihre Befreiung baten.

1776 wurde die Kolonie Mariental überfallen, ihre Bewohner gefangen genommen und in die Sklaverei verkauft. Ein Aufgebot von rund 150 Männern aus dem benachbarten Katharinenstadt, das dem bedrohten Dorf unter Führung des evangelischen Pastors Wernborner zur Hilfe eilte, wurde überwältigt.

Der Überlieferung nach verriet der Ton der Kirchenglocke, die die Gläubigen zum Gottesdienst rief, den Kasachen die Lage des Dorfes. Der anschließende Überfall lebt in der Geschichte "Schön Ammi von Mariental und der Kirgisen-Michel. Ein Wolga-Steppenbild aus dem 18. Jahrhundert" fort...
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