Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil I 1763 - 1820

1 Gründe für die Auswanderung

1.1 wirtschaftliche Auswanderungsgründe

1.1.5 Verarmung

1.1.5.2 Armenhäuser

Für einen großen Teil der Bevölkerung ist für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zu konstatieren, dass sich die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnung auf einem sehr niedrigen, zum Teil auf einem existenzbedrohenden Niveau befand.

Als Beispiel für eine solche Versorgung mit Nahrungsmitteln sind die Verpflegungssätze für die Insassen des Hamburger Armenhauses zu nennen:

Morgens - 1/4 Maaß (= 0,29 Liter, 1 Maaß = 1,14 Liter) dünne Suppe + 1/2 Pfund Brot Mittags - Gerichte, zu deren Zubereitung man ausschließlich einheimische Gewürze verwendete und ausschließlich auf einheimisches Gemüse zurückgriff. Es wurde kein Fett, sondern Milch bzw. Buttermilch verwendet.

Die wöchentliche Speisefolge war stereotyp. Die Abfolge der Gerichte war immer die gleiche. Auf Graupen folgten Möhren, Kohl, Rüben, Erbsen, Linsen, Kartoffeln, zusätzlich gab es 1/2 Pfund Brot.

Das Abendessen bestand aus einem 3/4 Pfund Brot, Suppe und Käse. Man zog noch in Erwägung, aus den Resten der anderen Mahlzeiten eine Suppe zuzubereiten und so den Käse einzusparen.

Zu jeder Mahlzeit gab es 1/2 Liter Bier. Fleisch gab es nur zu besonderen Festtagen (Weihnachten) und auch dann nur in geringen Mengen. Insgesamt standen damit den Insassen täglich etwa 2500 kcal zur Verfügung. Angehörige der Unterschichten dürften sich in gleicher oder ähnlicher Weise ernährt haben.

Die Wohnverhältnisse waren primitiv. Die in Museen ausgestellten Gebäude und deren Einrichtung, aber auch die Bekleidung standen nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zur Verfügung. Jedes Kleidungsstück, jeder Gebrauchsgegenstand und jedes Möbelstück waren es wert, einzeln in Testamenten aufgeführt zu werden.
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