Geschichte der Russlanddeutschen
Auswanderung der Deutschen
Teil I 1763 - 1820
1 Gründe für die Auswanderung
1.2 Politische Auswanderungsgründe
Die Gebiete, aus denen die meisten Auswanderer kamen, litten seit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts immer wieder unter zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen. Die Herkunft der Auswanderer aus diesen Gebieten war deshalb besonders groß.
Aus den zahllosen Kriegen ergaben sich negative Folgen wie Plünderungen, Zwangsrekrutierungen (Soldatenwerbung unter Zwang), Requirierungen (für Heereszwecke beschlagnahmen) und Kontributionen (vom Sieger erhobene Geldzahlung beim Besiegten).
Die Rekrutierungen zum Militärdienst wurden mit großer Härte durchgeführt, was viele junge Männer veranlasste, sich ihnen durch Flucht oder Abwanderung zu entziehen.
Der Siebenjährige Krieg verursachte nicht nur hohe Kriegssteuern, sondern löste auch eine Nachkriegsdepression aus, die ihrerseits eine immense Preissteigerungswelle nach sich zog.
Kriegsbedingte Ernteausfälle und Missernten ließen vor allem die Lebensmittelpreise sprunghaft ansteigen, was die untersten Schichten am härtesten traf. Der Anstieg der Getreidepreise führte am Ende des 18. und zum Beginn des 19. Jahrhunderts zu regelrechten Hungerkrisen.
Steigende Lebensmittelpreise bewirkten eine sinkende Nachfrage nach Dienstleistungen und gewerblichen Produkten, so dass die Einkommensentwicklung im Handwerk negativ verlief.
Neben den Besatzungs- und Kriegskosten wurde die Bevölkerung durch Abgaben für die prunkvolle Hofhaltung der Landesherren belastet.