Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil I 1763 - 1820

1 Gründe für die Auswanderung

1.4 Auswanderung als Ausweg

1.4.2 Sammelpunkte

herkunft
Unter anderem gab es im hessischen Büdingen einen Sammelpunkt für Ausreisewillige. Von hier aus traten mehrere hundert Menschen ihre Reise nach Russland an. Da die russische Regierung ein großes Interesse an Familien und Ehepaaren hatte, wurde vor der Auswanderung eine Eheschließung angestrebt. Dies spiegelt sich im so genannten Kopulationsregister des evangelischen Pfarramtes in Büdingen wider (siehe Bild rechts). Zwischen dem 24. Februar 1766 und dem 8.Juli 1766 wurden dort insgesamt 375 Paare getraut, an manchen Tagen 11 Paare. Im Heiratsregister ist für 170 Männer und 110 Frauen der Heimatort angegeben, daraus ist ersichtlich, dass die meisten der hier registrierten Auswanderer aus Hessen stammten. Allein aus der Stadt Gelnhausen wanderten 112 Personen aus, wobei es sich hier nur um die legalen Auswanderer handelte. Die Zahl der illegal, heimlich ausgewanderten Personen, die auf diese Weise vor ihren Gläubigern flohen, dürfte sehr viel höher gewesen sein.

Durch das anhaltinische Roßlau, das von Friedrich August als Sammelpunkt für ausreisewillige Siedler bestimmt worden war – die Werber selber hatten Coswig vorgeschlagen – zogen 11 Kolonistenzüge mit insgesamt 3.440 Personen.

Diese Tatsache wirkte überzeugender als alle Werber (Dominoeffekt) link.

Von den 15.000 Einwohnern in Anhalt-Dessau verließen zur Auswanderungszeit 97 Männer, 105 Frauen und 250 Kinder das Land. Darunter befanden sich 21 alleinstehende Frauen mit 32 Kindern. Aus der Heiratsliste ist ersichtlich, dass von den 25 heiratenden Männern 18 ihren Beruf angaben, 17 von ihnen waren Handwerker, nur einer war ein "Ackersknecht". Als Handwerksberufe wurden Leineweber, Fleischhauer, Maurermeister, Zimmermann, Weißbäcker, Bandmacher, Drechsler, Knopfmacher, Damastweber und Schuhmacher genannt.
 
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