Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil I 1763 - 1820

1 Gründe für die Auswanderung

1.3 Religiöse Auswanderungsgründe

1.3.2 Werbung von Mennoniten

Der von der russischen Zarin Katharina II. mit der Anwerbung mennonitischer Siedler beauftragte Georg von Trappe rief mit dem unten stehenden Flugblatt die in und um Danzig lebenden Mennoniten auf, in die für sie bereitgestellten Siedlungsgebiete Südrusslands zu ziehen.

Die Werbung hatte Erfolg. In einer ersten Welle zogen 1788 über 200 Familien nach Russland, um sich auf der Dnjepr-Insel Chortiza anzusiedeln.

Jedoch bestand in Preußen schon ein Verbot zur Auswanderung preußischer Untertanen. Um Verwicklungen aus dem Weg zu gehen, verkauften die preußischen Mennoniten ihre Habe und mieteten sich anschließend auf Danziger Gebiet ein. Von den dortigen Gemeinden erhielten sie eine Aufenthaltsbescheinigung. Damit wurde das Verbot umgangen.

  "Denen wertgeschätzten und wohlachtbaren Mitgliedern derer beyden Mennonisten-Gemeinden in Dantzig, vornemlich allen, denen daran gelegen seyn kann, und welche die Vollmacht für die Rußland gesandt gewesene Abgeordnete unterzeichnet haben, wird hierdurch bekannt gemacht, daß eben diese Abgeordnete, nachdem sie laut ihrer Instruction sehr fruchtbare Ländereyen am Dniepr-Strom ausgewählet haben, gesund und glücklich zurückgekommen sind, und am 13. May dieses Jahres neuen Styls, das ist, am 2. May alten Styls, die hohe Gnade genossen haben, durch S. Durchlaucht den Herrn Reichs-Fürsten von Potemkin-Tavrischeskoi in der Stadt Krementschuk Ihre Kayserrl. Majestät in Gegenwart des Kabinets-Ministers, Herrn Reichsgrafen v. Bresborodko Erlaucht, des Römisch-Kaiserl. Ambassadeurs, derer Gesandten von England und Frankreich, und noch vieler anderen hohen Standespersonen, vorgestellet zu werden, und aus der allerhuldreichsten Russischen Monarchin eigenem Munde die Versicherung des allerhöchsten Kaiserl. Schutzes und Gnade für sich und alle Mennonisten-Familien von Dantzig die nach Rußland ziehen wollen, auf die allergnädigste und leutseligste Weise zu erhalten.

Weil nun auch Ihre Kaiserl. Majestät allen Mennonisten, die von dem Dantziger Gebiet Lust und Belieben finden möchten, nach Rußland zu ziehen, ausser 65 Dessjetinen, die ohngefehr 4 Hufen ausmachen, der schönsten Ländereyen für jede Familie, solche herrliche Gnadenwohltaten, Geldvorschüsse und Vorrechte allergnädigst zu bewilligen geruhet haben, dergleichen während Allerhöchst Dero 25-jährigen ruhmvollen und ewigdenkwürdigen Regierung noch keinen Ausländern verliehen worden; als werden alle Mennonisten vom Danziger Gebiet, denen es noch gefällig seyn möchte, von dieser grossen kaiserlichen Huld und Gnade für sich und ihre Familien und Nachkommen Gebrauch zu machen, hierdurch eingeladen, sich am bevorstehenden 19. Januarii des von Gott zu erwartenden 1788sten Jahres Vormittags um 9 Uhr allhier in Danzig im Ruß. Kays. Gesandschafts-Palais auf Langgarten, persönlich einzufinden, damit ihnen die Privilegia und allerhöchste Kayserliche Kabinets Resolutiones in originalibus vorgeleget werden, und sie sich nach ihrem Gutdünken, und so wie es freyen Leuten, deren Vorfahren aus Holland hierher gekommen sind, und die nun bey ihrem Abzuge praestanda praestieren werden, nicht gewehret werden darf, erklären können.

Danzig, den 29. Decemb. 1787"
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