Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

3 "Deutsche Frage" und Lösungswege

3.2 Emotional – nationalistische Diskussion

3.2.4 "Germanisierung"

3.2.4.2 Einfluss der Politik Bismarcks

3.2.4.2.1 Zeitgenössische Berichte

bismarck
In seinem Bericht stimmte der Botschafter dem Reichskanzler zu, "daß das Reich sich keine Mühe geben sollte, die Verbindung mit diesen Kolonien aufrecht zu erhalten. Wer sein Vaterland verläßt, darf nicht verlangen, daß es Anstrengungen mache, ihn zu beschützen."
In seinem Bericht gab er seine Eindrücke von einer Rundreise durch verschiedene Kolonien wieder. Er beschrieb das saubere und ordentliche Erscheinungsbild der Kolonien und den erkennbar höheren Lebensstandard verglichen mit den umliegenden russischen Dörfern. Aber er kam auch zu der Einschätzung, dass bei den Kolonisten insgesamt "nur ein geringes Interesse gegenüber ihrem ehemaligen Vaterland zu beobachten sei." Sie seien gleichgültig gegen ihre Vorgeschichte. Ohne "Verbindung mit dem Vaterlande, ohne Interesse für dessen Geschichte, Literatur und technischen Fortschritte, schicken sie, Sarepta ausgenommen, wohl nur äußerst selten einen ihrer Söhne nach der deutschen Heimat, um sie dort auszubilden."

Bismarck wies den Botschafter an, unter keinen Umständen einzuschreiten, wenn die deutschen Staatsbürger unter den Kolonisten aufgefordert würden, die russische Staatsbürgerschaft anzunehmen oder aber das Land zu verlassen.

Die Konsulate sollten sich in Zukunft um die Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit kümmern "und wenig Zeit auf die deutsche(n) Kolonisten ...verwenden, die sowieso meist aus opportunistischen Gründen und nicht aus Vaterlandstreue handelten."
 
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