Auswanderung der Deutschen
Teil II 1820 - 1917
3 "Deutsche Frage" und Lösungswege
3.2 Emotional – nationalistische Diskussion
3.2.1 Revisoren-Bericht
Der emotional-nationalistische Charakter der Diskussion drückte sich unter anderem in den Bemerkungen der Revisoren Kign und Tscharuschin aus, die diese in ihrem Bericht aus dem Jahr 1890 machten.
- So kritisierten sie, dass in Häusern von Kolonisten, sogar in denen von Amtspersonen, Bilder von Bismarck und Wilhelm II. zu finden seien.
- Der Tatsache, dass in den Kolonien reichsdeutsche Arbeiter und Handwerker lebten, die ihren Militärdienst in Deutschland abgeleistet hatten, wurde ein negativer Einfluss auf die Kolonisten zugeschrieben.
- Der Tätigkeit evangelischer Pastoren wurde angelastet, dass die Russifizierung und Integration der deutschen Kolonisten in die russische Gesellschaft so langsam vorankam. Im Gegensatz zu katholischen Geistlichen könnten viele protestantische Pfarrer kein Russisch und wären auch noch stolz darauf, wie zum Beispiel die Pastoren Schenk aus der Kolonie Glückstal und Eppeler aus der Kolonie Kassel.
- Der "Christliche Volksbote" würde ständig deutsch-patriotische Nachrichten verbreiten, besonders über die deutsche kaiserliche Familie. Die in Kolonistenschulen verwendeten reichsdeutschen Geographie- und Geschichtslehrbücher seien von einem deutsch-nationalen Geist geprägt und widmeten Russland nur wenige Seiten. Ein solches Geographiebuch enthielte unter anderem den Satz: "Im allgemeinen stehen die Russen noch auf einer niedrigen Bildungsstufe, sind unwissend, abergläubig, dem Trunke ergeben."