Geschichte der Russlanddeutschen

8 Kulturarchiv

8.2.3 Literarisches

8.2.3.3 DAS HEIMATLAND

Die Hand ans Herz, ihr russisch-deutschen Brüder;
Bekennet frei, was Euer Heimatland,
Wo ist der Ort, wo Eure Wiege stand?
Nicht Deutschland ist's mit seinen Eichenwäldern,
Nein, Russland Ist'ss mit seinen Steppenfeldern!
Du Heimatland, wo wir zur Welt geboren!
Du Russland, bleibe unserem Herzen wert,
Denn Deutschland ist ja längst für uns verloren.
Drum lebe wohl du alte deutsche Erd!
Du Hermannsland mit deinen Runenzeichen,
Mit deinen stolzen tausendjährigen Eichen!
Wer trägt die Schuld, wenn wir es nicht mehr kennen,
Das Mutterland, die Alt-Germania;
Wenn wir das Russenland jetzt unsere Heimat nennen,
Wie andre Deutschen Nordamerika?
Beklagenswert, und manchen rührt'ss zu Zähren,
Warum kann Deutschland uns nicht, seine Kinder, nähren?
Warum? Das mag das deutsche Volk entscheiden.
Genug; wir sind zerstreut in aller Welt;
Und dieses Faktum läßt sich nicht bestreiten,
So schwer auch immer die Erkenntnis fällt.
Wo Schutz und Brot und Obdach wir gefunden,
Da sind zur Untertanentreue wir verbunden.
Das Russenland ward uns zum Heimatlande,
Es nahm die heimatlosen Eltern auf;
Vom Schwarzen Meere bis zum Ostseestrande,
Vom Kaukasus bis zum Ural hinauf....
Jetzt blüht auf Russlands Boden deutsche Treue,
Und deutscher Fleiß bebaut das Steppenland.
Und glücklich lebt der Deutsche, der aufs neue
hier seine traute, liebe Heimat fand.
Mit ganzer Lieb, mit Gut und Blut und Leben
Ist er dem neuen Heimatland ergeben.
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