Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

3 "Deutsche Frage" und Lösungswege

3.5 Ausbruch des Ersten Weltkrieges

3.5.2 Pressekampagne

3.5.2.1 "Kampf gegen die deutsche Vorherrschaft"

Im Ergebnis dieser Kampagne wurden die in Moskau lebenden deutschen Unternehmer aus den Vertretungsorganen der Geschäftswelt - z.B. dem Moskauer Börsenkomitee - entfernt. Wenig später wurden die meisten deutschen Firmen unter Regierungskontrolle gestellt.

Gleichzeitig tauchten in der Presse Boykottaufrufe gegen deutsche Geschäfte auf. Diese Propaganda führte letztendlich dazu, dass die Wahrnehmung der deutschen Mitbürger link durch die russische Bevölkerung der Stadt auf ein elementares Freund-Feind-Schema reduziert wurde.

Ende Mai 1915 häuften sich die antideutschen Ausfälle in der Presse. Dies und die Haltung von Repräsentanten der lokalen Verwaltung gegenüber den Deutschen ermunterte Teile der Moskauer Bevölkerung zu einem antideutschen Pogrom link. In dessen Verlauf kam es zur Plünderung und Zerstörung der deutschen Geschäfte und Fabriken in der Hauptstadt.

Gerade der antideutschen Propaganda der in Moskau erscheinenden Tageszeitungen - sie wurden in diesem Zusammenhang als "sechste Macht" bezeichnet - kam eine entscheidende Rolle beim Ausbruch und Verlauf des Pogroms zu.

Eine Aktennotiz des Moskauer Bürgermeisters Tschelnokow über einen Bericht an den Vorsitzenden des Ministerrates stellt fest, dass die: "hartnäckige Kampagne gegen die deutsche Vorherrschaft, die sich in die Ausforschung und Hetze gegen einzelne Personen deutscher Herkunft verwandelte und mit der Veröffentlichung von Listen von Industrie- und Handelsunternehmen und Boykottaufrufen gegen diese einherging, ... offensichtlich die Ursache für den Ausbruch der Straßenunruhen in Moskau im Mai diesen Jahres" war.
 
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