Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

6 Kulturelles Leben bei den Russlanddeutschen

6.2 Sitten und Bräuche

6.2.4 Kirchweihe und Schlachtfest

DIE KIRCHWEIHE

Dieses Fest - eine Art weltliche Erntedankfeier - wurde im Herbst vorrangig im Wolgagebiet gefeiert und war an keinen bestimmten Tag gebunden. Man begann mit den Vorbereitungen 14 Tage vor dem Fest. Es wurde gebacken und gebraten, aber auch "Großreine" gemacht. Parallel dazu erfolgte die Anschaffung der Winterbekleidung, von Schuhen und Hausbedarf.

Zu diesem Zeitpunkt kamen auch die Hirten von den Weiden und wurden mit Geld und Naturalien bezahlt.

An dem so genannten Kerbsonntag link begann die Feier, die ein Ausdruck ungehemmten Lebensgenusses war. Das zwei Tage dauernde Fest bestand ausschließlich aus Tanzen und Trinken. Die Folge waren häufig Schlägereien und uneheliche Kinder. Daher verwundert es wenig, dass die Kirche regelmäßig gegen diese Veranstaltung wetterte.

DAS SCHLACHTFEST

Das Schlachtfest galt bei den Russlanddeutschen als Höhepunkt im dörflichen Leben, denn es beendete die vorangegangene Zeit karger Ernährung. Geschlachtet wurden Schweine, Jungbullen und Schafe. Die Schlachtzeit begann im November jeden Jahres und endete mit dem eigentlichen Fest. Die Kinder bekamen - zur Feier des Tages - meist schulfrei.

Hergestellt wurden Speck, Frischfleisch, Wurstsorten und Schinken. Als Mittel zur Konservierung kannte man das Räuchern und das Pökeln.
 
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