Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

6 Kulturelles Leben bei den Russlanddeutschen

6.2 Sitten und Bräuche

6.2.1 Familienleben

6.2.1.5 Fastnacht (Faßenacht)

Bei den meisten Kolonisten gab es im Jahre zwei Schlachtzeiten:
Das große Schlachten geschah im November und Dezember und lieferte Würste, Schwartenmagen und Schinken zu den Weihnachtsfeiertagen, das kleine Schlachten fand vor Fastnacht statt und versorgte die Hausfrau außer mit den genannten Produkten auch mit Schmalz, um die Faßenachtsküchle zu backen.

Die emsige Hausfrau stand schon am Fastnachtsmontag am Tisch und wälgerte eifrig hin und her, bis der Teig seine richtige Dicke hatte, um mit dem Messer oder Kucherädel in Küchelform geschnitten zu werden. Dann ging sie an den Kochherd, denn die Küchle mussten alle im brutzelnden Schmalz gebacken werden.
Endlich nach langem Schaffen und Schwitzen war die Arbeit vollendet. Der Tisch wurde gedeckt und mit großen Schüsseln voll von blendend weißen Küchle gedeckt. Dann begann das Essen, wozu oft auch Gäste eingeladen waren. Es wurde auf Fastnacht auch stets getanzt, doch dann wurde meistens zu dieser Zeit in vielen Kolonien das 40stündige Gebet gehalten. Für manche Kolonisten war die Fastnacht früher sehr kostspielig, daher das Liedlein:

  "Hopsa Kerwe Faßenacht,
Hast mich um mei Geld gebracht.
Hätst dein Göschel am Kübel geriewe,
So wär' dein Geld im Säckel gebliewe."
 
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