Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

6 Kulturelles Leben bei den Russlanddeutschen

6.2 Sitten und Bräuche

6.2.1 Familienleben

6.2.1.11 Haus und Einrichtung

hof
Von außen präsentiert sich das Kolonistenhaus verschieden, je nach dem es seine Front oder seine Giebelseite der Straße zukehrt.

Im ersten Falle befindet sich in der Mitte die Haustür, und seitwärts von derselben nach rechts und links sind zwei große Fenster mit guten, klaren Scheiben, oft von böhmischem Glas. Im anderen Falle ist der Haupteingang in dem geräumigen Hof angebracht, und der zur Straße gekehrte Giebel hat zwei oder drei Fenster. Am Giebel ist das Hausschild mit der Hausnummer und dem Namen des Wirtes angebracht. Über dem Giebel erhebt sich ein stattliches Dach aus Rohr oder aus Dachziegeln, welches das Haus vor Wind und Wetter schützt, und dessen Giebelenden mit zwei aus Holz geschnitzten, kreuzweise übereinandergelegten Pferdeköpfen geziert werden. Jedes Haus ist mit einer Steinmauer umfriedigt, hinter welcher eine Reihe hübscher Akazien gepflanzt ist.

sommerkueche
Beim Eingang in das Haus tritt man durch einen kleinen Vorraum geradezu in die Küche. Zu beiden Seiten befinden sich die Eingänge in die Wohnstuben. Das Hauptmöbel des Kolonistenhauses ist das zuweilen offen stehende, öfter mit Gardinen verhangene Bett, in welchem die Kissen und Deckbetten nicht selten bis zur Oberlage aufgehäuft sind, was den größten Stolz der Kolonisten ausgemacht. Außerdem stehen in dem rechten Zimmer (Vorderstube) ein großer massiver Tisch mit etlichen Stühlen und Bänken und ein Schrank, hinter dessen Glastüren man Küchengeräte, Tassen, Löffel in hübscher Ordnung aufgestellt, sieht. Ferner bilden ein Kleiderschrank, eine Wanduhr, ein Spiegel, und an der Wand eine Reihe Heiligenbildern den Hauptschmuck eines Kolonistenhauses.
Im linken Zimmer, auch Hinterstube genannt, befinden sich die Betten für die Kinder und Dienstboten, und die Möblierung desselben ist ärmer und einfacher als in der Vorderstube.



 
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