Das Osterfest der Kolonisten begann mit dem
Karfreitag (Charfreitag). An diesem Tag durften die "Erwachsenen" nichts essen.
Der Ostersonntag begann bei Sonnenaufgang mit einem Choral, der vom Posaunenchor geblasen bzw. vom Sängerchor gesungen wurde. Die Gemeinde versammelte sich vor der Kirche. Von hier aus ging man gemeinsam zu dem außerhalb der Kolonie angelegten Friedhof und sang Auferstehungs- oder Osterlieder. Es wurde eine andächtige Rede gehalten. Danach ging jeder Kolonist zu den Gräbern seiner Familienangehörigen, um zu beten. Von dort ging man nach Hause und rüstete sich für den gemeinsamen Gottesdienst in der Kirche.
Am Ostersonntag, ehe die Kleinen aufstanden, kam der Osterhas und legte in die Osternester, die brave Kinder am Vorabend aus Moos gemacht hatten, hübsch gefärbte Eier. Für viele der kleinen Knirpse war das Eierlegen des Osterhasen, der doch kein Vogel ist, lange Zeit ein unlösbares Problem, bis einer die Mutter einmal, mit der Schürze voll Eier zum Nest gehend, bemerkt hatte. Doch die Hauptsache war für jeden, in den Besitz der Eier zu gelangen, um "picken und schurwle" zu können. Sobald er seine Bescherung von den Eltern und
Taufpaten erhalten hatte, füllte er sich die Taschen mit Eiern und ging zu seinen Kameraden, um sein Glück im Eierpicken zu versuchen.
Wenn es ihm glückte, kam er abends mit Taschen und Busen voll Eier nach Hause und erzählte der Mutter freudestrahlend die Erfolge seiner Künste. Aber auch das Gegenteil traf manchmal ein, dass er ausgebeutet und bittere Tränen weinend nach Hause kam und der Mutter seine Misserfolge klagte. Ein anderes Spiel war das Eierschurwle. Man stellte ein Brettchen schief an eine Wand, ließ ein Ei von oben nach unter auf dem Brettchen laufen, und wenn es von den im Halbkreise gelegten Eiern eines traf, gehörte dasselbe dem Spieler.
In früheren Zeiten war auch das sehr unterhaltsame Eierlesen ein Brauch, woran sich oft junge Männer beteiligten.