Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

1 wirtschaftliche Entwicklung der Russlanddeutschen

1.4 Industrie und Handwerk

1.4.2 Heimindustrie

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Noch 1803 kritisierte der Leiter des Fürsorgekomitees Contenius, dass die Kolonisten in nur geringem Maße versuchten, sich durch einen Nebenerwerb eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen.

Am Ende des Jahrhunderts war die Situation eine ganz andere. In den Wolgakolonien hatte sich eine bemerkenswerte Haus- und Kleinindustrie entwickelt, die nach Ansicht des Revisors Paltow dazu beitrug, dass die Kolonisten auch in Jahren mit Missernten ihre Steuern pünktlich und in voller Höhe entrichten konnten.

Auf der Bergseite der Wolga war die Sarpinkafabrikation weit verbreitet. 1866 gab es in 69 Betrieben 6.000 Webstühle, auf denen dieser Baumwollstoff hergestellt wurde.
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Bis zu den neunziger Jahren erhöhte sich ihre Zahl auf 7.000.

Zunächst übten nur Kolonisten, die zur Feldarbeit unfähig waren, die Sarpinka-Weberei aus. Dann betätigten sich in den Wintermonaten auch die in der Landwirtschaft tätigen Kolonisten in diesem Gewerbe, das für einige von ihnen angesichts des kargen Bodens zu einer wichtigen Nebeneinnahmequelle wurde.

Der Niedergang Sareptas als Zentrum der Sarpinka-Weberei wirkte sich zugunsten der Heimarbeit aus, die in den Kolonien aufblühte. Das Weben des Stoffes wurde schlecht bezahlten Webern überlassen. 1837 gab es rund 1.000 Weber mit einem Gesamtverdienst von 716.000 Rubeln, die vorwiegend im Kreis Kamyschin lebten, der bis zum Ende des Jahrhunderts Produktionszentrum blieb.
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Als ein weiterer Zweig der Heimindustrie entwickelte sich im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die Korbflechterei, für die es genügend Rohstoffe gab. Um das wenig einträgliche Gewerbe zu unterstützen, wurde vom Semstwo 1903 in der Kolonie Brabander eine Korbflechterwerkstatt eingerichtet, die Reisekörbe, Koffer, Kinderwagen und Möbel auf den Markt brachte.

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Neben den genannten Zweigen der Heimindustrie sind noch die Strohflechterei, die Töpferei und die Pfeifenherstellung zu nennen. Das "Markenzeichen" der Wolgakolonisten – die Pfeife – wurde in 15 verschiedenen Formen hergestellt und angeboten.
 
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