Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

1 wirtschaftliche Entwicklung der Russlanddeutschen

1.3 Fortschritte in der Landwirtschaft

1.3.5 Seidenraupenzucht

maulbeerbaum
Bei Saratow legten bis 1769 zwei französische und ein deutscher Siedler mit Unterstützung der russischen Regierung eine 60 Desjatinen große Plantage mit 50.000 Maulbeerbäumen an. Die von den Seidenraupen erzeugten Kokons wurden in einer Manufaktur, in der auch Christian Züge (Biografie s. Teil I) gearbeitet hatte, zu Seide weiterverarbeitet.

Die Seidenraupenzucht sollte nach dem Willen und den Vorstellungen der russischen Regierung zu einem wichtigen Gewerbe werden. Um 1820 bestanden in der Wolgaregion schließlich lediglich zwei Seidenraupenzuchten, von denen aber nur eine im Besitz zweier Kolonisten war.

Die Bestrebungen der russischen Regierung, der Seidenraupenzucht in den Wolgakolonien zu einer weiten Verbreitung zu verhelfen, spiegeln sich auch in den entsprechenden Bestimmungen des Kolonistengesetzes wider. In den Paragraphen 340 bis 345 wurden diese zum Teil detaillierten Vorschriften festgehalten. Sie reichten von der Pflicht eines jeden Kolonisten, im Jahr eine bestimmte Menge von Maulbeerbäumen zu pflanzen, über deren Pflege und die Behandlung der Seidenraupen.

Auch in südrussischen Kolonien blieben Bemühungen, durch administrative Maßnahmen die Seidenraupenzucht einzuführen, erfolglos. Zwar stieg die Zahl der Maulbeerbäume hier bis 1828 auf ca. 95.000 Stück an, aber es wurden nur 5,5 Pud (1 Pud = 16,38 Kilogramm) Seide produziert. 1837 stellte der vom russischen Innenministerium entsandte Revisor Andrej Fadejew fest, dass es in den Wolgakolonien keine Seidenraupenzucht mehr gab.
 
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