Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

1 wirtschaftliche Entwicklung der Russlanddeutschen

1.3 Fortschritte in der Landwirtschaft

1.3.1 Landwirtschaftliche Vereine

ackerbauschule engenfeld
Bereits im September 1841 wies der damalige Minister für Staatsdomänen Kisseljow anlässlich eines Besuches in der Kolonie Großliebental die Kolonisten an, nach dem Vorbild der Mennoniten landwirtschaftliche Vereine zu gründen. In den südrussischen Kolonien befolgte man diesen Ukas. 1850 bestätigte der Minister die "Anleitung für die landwirtschaftlichen Vereine" auch für die Kolonien im Wolgagebiet. Hauptaufgabe der Vereine war es, für eine "möglichst erfolgreiche Hebung der Landwirtschaft" zu wirken. Wörtlich hieß es u.a.:

   "§ 28 Der Verein bemüht sich, in den Kolonien seines Bezirks eine Wirthschaftsmethode einzuführen, welche am meisten dem Boden entspricht und den örtlichen Verhältnissen angepaßt ist; zu diesem Zweck bestimmt er mit Hilfe von Versuchen, welche im Kleinen auf Gemeindeäckern angestellt werden können: den vortheilhaftesten Fruchtwechsel, das Maß und die Art und Weise der Düngung, den Nutzen und die Reihenfolge der Brachfelder, die richtigste Vertheilung der Arbeit und endlich die Zeit und die besten Methoden der Aussaat und der Einheimsung des Getreides, der Spinnpflanzen, der Gräser u.s.w.

    § 29 Ebenso trägt er Sorge für die Verbesserung der landwirthschaftlichen Geräthe, für die Verschreibung von Samen noch unbekannter oder verbesserter Getreide- und Grasarten, für die Errichtung von Dämmen und Anlage von Teichen, um die Führung von Gräben dort, wo die Ansammlung des Wassers nothwendig ist oder vermieden werden soll, für die Anlage künstlicher Wiesen, und unterbreitet seine Vorschläge bezüglich dieser Gegenstände, in so fern die Mitwirkung der höhern Obrigkeit erforderlich sein wird, der letztern in der oben angegebenen Weise zur Einsichtnahme."

Neben der Anleitung der Kolonisten sollten die Vereine auch deren Arbeit beaufsichtigen und kontrollieren. Blieben diese Bemühungen erfolglos, so konnten sie sich mit den Dorf- und Bezirksämtern in Verbindung setzen, um so Druck auf die Kolonisten zur Erfüllung bestimmter Auflagen auszuüben.

Dem Ukas zur Gründung landwirtschaftlicher Vereine wurde weitgehend Folge geleistet. Allerdings bestanden die meisten von ihnen nur auf dem Papier. Nach der Aufhebung der Selbstverwaltung 1871 wurden die Vereine auf gelöst.
 
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