Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

1 wirtschaftliche Entwicklung der Russlanddeutschen

1.4 Industrie und Handwerk

1.4.3 Mühlenindustrie

1.4.3.1 Windmühlen

windmuehle
Windmühlen waren in den 60er Jahren des 19.Jahrhunderts vorherrschend; bis zum Ende des Jahrhunderts wurden sie vielfach durch Mühlen mit mechanischem Antrieb abgelöst.

Die Verarbeitung des Getreides zu Mehl in einer Windmühle konnte unter Umständen zu einer Geduldsprobe werden. Johann Brendel beschreibt in seiner Publikation, was passierte, wenn einmal Windstille herrschte.

   "Zuweilen saß der Bauer mit seinen vollen Säcken Tage und Nächte bei der Mühle, guckte nach dem Wind aus und half dem Müller, seine Mühle danach zu drehen. Der Wind hat sie meistens betrogen, blies von der anderen Seite oder legte sich gänzlich. Darum sagt man heut noch, wenn einer etwas vorlügt: der macht Wind... Da aber der Wind betrügerisch blieb, auch als die Mühlen sich wehrten, so konnten auch diese nicht rechtzeitig das nötige Mehl liefern, und die Bauern mussten sich in Geduld üben und auf ihr Mehl manchmal lange warten."

Erste Abhilfe schafften die so genannten Boden- oder Trottmühlen, bei denen das Mahlwerk von bis zu vier Pferden betrieben wurde.

Die Erinnerung an die Unzuverlässigkeit der Windmühlen schlug sich auch in einer Redewendung nieder. Wenn jemandem eine Arbeit nicht richtig gefällt und ihn Zweifel befallen, so wurden diese Zweifel mit der Bemerkung "Bau mir nur keine Windmühle" umschrieben.
 
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