Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

2 Russlanddeutsche in der Sowjetunion der 20er Jahre

2.8 Bildung und Kultur der ASSR der Wolgadeutschen. Die zwanziger Jahre

2.8.2 Das Schulwesen

2.8.2.3 Überwindung des Analphabetentums

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In ganz Sowjetrussland stellte die Überwindung des Analphabetentums einen wichtigen Aspekt der Bildungsarbeit dar. Dabei war die – historisch bedingte – Ausgangslage im Wolgagebiet relativ günstig: nur 42,8 Prozent der Bevölkerung von über acht Jahren war 1919 des Lesens und Schreibens unkundig, während der gesamtrussische Durchschnitt bei 75 Prozent lag.
lesen ueben
Mitte November 1919 begann eine entsprechende Abteilung des Bildungskommissariats entsprechend einem Dekret der Sowjetregierung mit der sog. Liquidationsarbeit. Es wurden "Liquidatoren" ausgebildet und zahlreiche örtliche Abteilungen geschaffen. Ihre vorrangige Aufgabe bestand in der Erfassung der Analphabeten. Viele Wolgadeutsche wollten sich jedoch nicht registrieren lassen, "schon aus der Furcht, später gewaltsam in die Schule geschickt zu werden", was aber niemals geschah.

Diese Arbeit wurde auch im ersten Hungerjahr fortgesetzt, erst im Winter 1921/22 geriet sie ins Stocken. Bis dahin unterrichteten 246 "Liquidatoren" in 96 Schulen rund 5 000 erfasste wolgadeutsche Analphabeten im Alter von 14 bis 49 Jahren.

1928 stand die ASSR der Wolgadeutschen im gesamtsowjetischen Rahmen mit ihrem Anteil der Lese- und Schreibkundigen an zweiter Stelle hinter dem Gouvernement Leningrad. 1931 hatten auch die Letzten das Lesen und Schreiben gelernt.
 
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