Die revolutionären Vorgänge ab 1917 förderten unter russlanddeutschen Kolonisten Bestrebungen zur Erlangung politischer Selbständigkeit. Diese waren in den verschiedenen Siedlungsgebieten unterschiedlich stark ausgeprägt. Parallel dazu bestanden Hoffnungen auf eine generelle Verbesserung der Situation der Russlanddeutschen. Dabei ging es besonders um die Rücknahme der Liquidationsgesetze und die Wiedereinführung der deutschen Sprache als Amts- und Unterrichtssprache.
Am nachhaltigsten wurden die politischen Selbständigkeitsbestrebungen von Wolga-, Schwarzmeer- und Ukrainedeutschen artikuliert. Ihre Träger waren zunächst vorwiegend Angehörige der begüterten Oberschichten bzw. Intellektuelle und Geistliche, die ihnen nahe standen und sich auf bürgerliche großrussische oder ukrainische Parteien orientierten bzw. zu ihren Mitgliedern gehörten.
Angesichts der klaren Notwendigkeit einer politischen Interessenvertretung kam es bereits im Laufe des Jahres 1917 zu verschiedenen
Treffen von Vertretern der Russlanddeutschen einschließlich der Gründung mehrerer Interessenvereinigungen.
Mit der weiteren Zuspitzung des Kampfes – nach der Machtübernahme der Bolschewiki und mit dem beginnenden Bürgerkrieg – traten auch sozialistisch orientierte Kräfte auf. Diese setzten sich weitgehend für eine politische Lösung der nationalen Belange im Rahmen bolschewistischer Vorstellungen ein. Eine solche Entwicklung war vor allem im Wolgagebiet zu verzeichnen. Dort war am 1. Juni 1917 der Bund deutscher Sozialisten an der Wolga gegründet worden.
Unter den Schwarzmeer- und Ukrainedeutschen kam es vorerst nicht zu einer ausgeprägten Differenzierung politischer Standorte, da die deutschen Kolonien bis zum Frühjahr 1918 fast vollständig in den Machtbereich der bürgerlichen Ukraine mit der Zentralrada als Führungsorgan gerieten. Diese war ihrerseits ohne den "Beistand" deutscher und österreichisch-ungarischer Truppen nicht lebensfähig.
Die politischen und wirtschaftlichen Interessen der deutschen Kolonisten wurden durch die Gesetze der Zentralrada über die Nationalisierung des Grund und Bodens und die ukrainische Staatsbürgerschaft besonders tangiert. Auf die Frage, wie man sich verhalten sollte, gab es unterschiedliche Antworten.
Verschiedene Pläne zur Erlangung autonomer Rechte, darunter ebenso großzügige wie realitätsferne, wurden entworfen. Die deutsche Novemberrevolution und die Ausweitung der Sowjetmacht auf die gesamte Ukraine Ende 1918 hatten das Ende dieser Autonomiepläne zur Folge.
Demgegenüber waren politische Selbständigkeitsbestrebungen über den Weg einer Sowjetautonomie im Wolgagebiet erfolgreich.