Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

2 Russlanddeutsche in der Sowjetunion der 20er Jahre

2.8 Bildung und Kultur der ASSR der Wolgadeutschen. Die zwanziger Jahre

2.8.2 Das Schulwesen

2.8.2.4 Der Lehrermangel

Dramatische Auswirkungen hatten Revolution, Bürgerkrieg und Hungersnot auf die Lehrer. Durch Verluste an Menschenleben, Mobilisierungen für die Rote Armee, den Einsatz bei Verwaltungsaufgaben und nicht zuletzt durch die "Reinigung" der Lehrerschaft von "alten Elementen" war deren Zahl drastisch zusammengeschmolzen. 1922 standen lediglich 638 Lehrer für die knapp 35 000 Schüler der Einheitsschulen zur Verfügung.

Darüber hinaus war der Einsatz der Lehrer im wolgadeutschen Schulwesen von der Sprachproblematik belastet. Viele hatten ihre Ausbildung an russischen Einrichtungen erhalten und beherrschten die deutsche Sprache nur ungenügend.

Seit 1918 hat den Lehrern die besondere Aufmerksamkeit des Wolgakommissariats und der nachfolgenden Sowjetinstitutionen gegolten. So fanden beispielsweise bereits im August/September 1918 in Seelmann Lehrerkurse statt, wo 500 Lehrer in die Grundlagen der einheitlichen Arbeitsschule eingeführt wurden.

Der sprunghaft gestiegene Bedarf an Lehrern wurde in den zwanziger Jahren in begrenztem Maße auch durch den Einsatz von Lehrern aus Deutschland abgedeckt. Nach entsprechenden Verhandlungen konnten 1926 zunächst fünfzehn Lehrer einreisen, dann 60 und 1932 noch einmal 64. Sie wurden in Grundschulen eingesetzt.

Für die Anstrengungen der ASSR der Wolgadeutschen bei der Entwicklung des Schulwesens im Allgemeinen und der Heranbildung von Lehrern im Besonderen sprechen folgende Zahlen: Waren 1922 insgesamt 771 Lehrer tätig, arbeiteten 1938 3 207 Lehrer.
 
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