Forcierte Zwangskollektivierung und "Entkulakisierung" waren die auslösenden Faktoren für die Zerrüttung des Agrarsektors. Erschwerend kamen nach 1930 noch Dürrekatastrophen in den Getreideanbaugebieten der Ukraine, an der Unteren Wolga und in Westsibirien hinzu. Die Folge war die verheerende Hungersnot vom Winter 1932/33. Die Angaben über die Zahl der Opfer reichen von drei bis acht Millionen Menschen. Unter ihnen befanden sich etwa 350.000 Russlanddeutsche.
An der Unteren Wolga hielt der Tod so reiche Ernte, dass man mit der Registrierung der Sterbefälle nicht nach kam. Die Menschen starben, wie
Otto Dreit in seinen Erinnerungen schilderte, auf der Straße.
Die Gebiete an der Unteren und Mittleren Wolga verzeichneten noch 1933 als Folge der Hungersnot einen absoluten und relativen Bevölkerungsrückgang.
Die Sowjetregierung reagierte auf diese Entwicklung mit den schon gewohnten administrativen Maßnahmen und Repressionen. Den Massenaussiedlungen von Bauern wurde zwar Einhalt geboten und die Behörden angewiesen, wirklich nur Kulaken und "kolchosfeindliche Elemente" zu "isolieren", um den passiven und aktiven Widerstand zu brechen. Gleichzeitig wurde die Getreidebeschaffung durch den Staat rigoros betrieben. 1933 wurde die Pflichtablieferung landwirtschaftlicher Produkte zu Preisen eingeführt, die weit unter den Marktpreisen lagen. Anbaupläne, der Einsatz der Technik u.a. wurden strikt reglementiert. Mit der Einführung des Passsystems für Kolchosbauern (1932) wurde deren Freizügigkeit erheblich eingeschränkt.
Die Zeitdokumente wie der
Brief Michail Scholochows an J.W. Stalin sowie
Erinnerungen von Russlanddeutschen spiegeln in beeindruckender Weise die damaligen Ereignisse und Vorgänge.