Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

2 Perestroika, Glasnost und die Russlanddeutschen

2.3 Gründung der Gesellschaft "Wiedergeburt" 1988/1989

2.3.2 Zeitzeugen über die Gesellschaft "Wiedergeburt"

begegnungszentrum
Heinrich Dorn berichtet:

  "1986 bin ich ins Wolgagebiet gereist. Dort lebten noch Verwandte von uns. Ich schaute mir die Orte im Gebiet von Saratow an, wo einmal meine Eltern und Großeltern zu Hause waren. Könnte in diese Gebiete die während des Krieges deportierte deutsche Bevölkerung bzw. deren Nachkommen wieder zurückkehren und ein neues Leben entsprechend ihren kulturellen Werten aufbauen? Ich hielt das nicht für unmöglich.
Die Perestroika hatte gerade erst begonnen. Die Zeit von Veränderungen war angebrochen. Starken Einfluss übten auf mich auch die Gespräche mit einem Piloten aus, den ich bei meiner Arbeit auf dem Flugplatz von Krasnojarsk kennenlernte. Er war ebenfalls deutscher Nationalität. Seine Eltern lebten schon vor der Wende in der Bundesrepublik Deutschland. Er überzeugte mich, dass Bestrebungen, die Vergangenheit in Gestalt einer Deutschen Wolgarepublik oder eines autonomen deutschen Gebietes zurückzuholen, nicht realistisch waren.

Im Wolgagebiet und anderswo, wo einmal deutsche Siedlungsgebiete waren, lebte inzwischen eine russische oder ukrainische Bevölkerung. Sollte man sie aussiedeln? Das würde weiteres Unrecht und neuen Unfrieden bringen. Eine Möglichkeit, vielleicht die wirksamste, die deutsche Nationalität zu bewahren, so meinte mein Bekannter, wäre eine Übersiedlung nach Deutschland. Er wies mich darauf hin, dass es mit dem Umbruch in der Sowjetunion sicherlich möglich werde, diesen Weg zu gehen. Relativ schnell entschloss ich mich dann, als es so weit war, den Antrag auf die Übersiedlung nach Deutschland zu stellen."

(Kulturarchiv der Russlanddeutschen)

 
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