Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

2 Perestroika, Glasnost und die Russlanddeutschen

2.3 Gründung der Gesellschaft "Wiedergeburt" 1988/1989

initiatoren 1985
Die Bemühungen der Russlanddeutschen um die Wiedererrichtung der autonomen Republik an der Wolga wurden zur Amtszeit Gorbatschows wieder aufgenommen. Delegationen reisten nach Moskau. Bereits 1987 begannen deutschsprachige Zeitungen Artikel zu veröffentlichen, die bislang "tabu" waren, wie z. B. über die ASSR der Wolgadeutschen, über Arbeitslager, Deportation, Autonomiebewegung oder die Beteiligung der Russlanddeutschen am Aufbau der Sowjetgesellschaft.

Das Jahr 1989 war von besonders zahlreichen Aktivitäten der Autonomiebewegung geprägt. Von offizieller Seite gab es positive Signale, die auf volle Rehabilitierung und Wiederherstellung der Autonomie hoffen ließen.

Die einzelnen Gruppen aktiver Russlanddeutscher schlossen sich Ende März 1989 zur "Allunionsgesellschaft der Sowjetdeutschen 'Wiedergeburt' für Politik, Kultur und Bildung" – kurz "Wiedergeburt" genannt – zusammen.

Anfang 1990 zählte die Gesellschaft etwa 5000 Mitglieder.

Die Gesellschaft "Wiedergeburt" stellte sich folgende Ziele:
Bis zum Herbst 1989 gab es bereits in 70 Gebieten Untergliederungen der "Wiedergeburt". Ihr Vorsitzender Heinrich Groth wurde als Sekretär in eine Kommission des Nationalitätensowjets der UdSSR für Probleme der Deutschen berufen.

Über Inhalt und Form der angestrebten Autonomie gab es unterschiedliche Auffassungen bei den Russlanddeutschen und innerhalb der Gesellschaft. Einige Mitglieder (um den stellvertretenden Vorsitzenden Hugo Wormsbecher) gaben sich mit der Autonomie ohne eigenes Territorium zufrieden, andere Mitglieder (um den Vorsitzenden Heinrich Groth) verlangten die Wolgarepublik möglichst in ihren alten Grenzen.

Die unterschiedlichen Standpunkte führten nicht nur zum Bruch innerhalb der Gesellschaft "Wiedergeburt". Viele Russlanddeutsche link selbst konnten sich nicht vorstellen, dass auf dem nun von anderen Bürgern des Landes bewohnten Wolgagebiet eine autonome deutsche Republik wieder errichtet werden könnte.

Es kam zur Spaltung der Organisation "Wiedergeburt". Unter Leitung von H. Wormsbecher wurde 1991 der "Verband der Deutschen in der UdSSR" gegründet, der später in "Zwischennationaler Verband der Deutschen in der GUS" umbenannt wurde.

Die Organisation "Wiedergeburt" selbst wurde in "Zwischenstaatliche Vereinigung der Deutschen der ehemaligen UdSSR" (abgekürzt "Wiedergeburt") umbenannt. Diese Vereinigung hatte 1992 ca. 100 000 Mitglieder und unterhielt in allen Staaten der GUS Zweigniederlassungen.
 
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