Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

1 Russlanddeutsche in der UdSSR nach 1956

1.1 Situation 1956

1.1.1 Aufhebung von Beschränkungen

Zu den einschneidenden Veränderungen nach Aufhebung der rechtlichen Beschränkungen für die Russlanddeutschen gehörte die Ausgabe von Personaldokumenten (Pässe). Das ermöglichte ihnen nun andere, aber nicht alle, Gegenden der UdSSR als Wohnsitz zu wählen.

Friedrich Schmidt berichtet:
   "Als 1957 für Vater die Zeit der Kommandantur vorüber war, wollte er keinen Tag länger in Krasnoufimsk bleiben. Meine Eltern packten ihre Habseligkeiten zusammen und machten sich mit uns Kindern 1957 auf den Weg nach Saratow. Sie wollten wieder ins Wolgagebiet, von wo sie deportiert worden waren. Dort angekommen, erklärten ihnen die Behörden, dass sich die Russlanddeutschen nunmehr zwar frei im Land bewegen und ansiedeln dürften, aber dass das nicht für das Wolgagebiet gelten würde. Wir fuhren weiter ins Gebiet von Wolgograd, in die Stadt Kamyschin. Mein Vater erhielt dort eine Arbeit als Schmied in einem Betrieb der Eisenbahn. Doch der Hass gegen die Deutschen und die Russlanddeutschen war damals in diesem Gebiet noch sehr stark. Vater und Mutter wurden angefeindet und als "Faschisten" bezeichnet. Auch ich spürte die Feindschaft. In der Schule mieden mich die russischen Klassenkameraden und nannten mich nur den "Fritz". Offen sagten sie, dass ich verschwinden sollte. Die Lehrer schritten dagegen nicht ein. Im September 1957 verließen wir Kamyschin und zogen nach Pawlodar in Nordkasachstan."

Eine weitere Neuerung bestand darin, dass jene Russlanddeutschen, die während des Krieges die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hatten, auf Ausreise nach Deutschland hoffen konnten.

Brieflicher Kontakt und Empfang von Paketsendungen von Angehörigen aus Deutschland wurden gleichfalls möglich.
 
Startseite  |   zurück  |   Inhalt   |   nach oben