Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

1 Russlanddeutsche in der UdSSR nach 1956

1.1 Situation 1956

1.1.3 Zeitzeugen

Viktor Ring, seit 1993 in Deutschland, erzählt über die Zeit nach Aufhebung der Kommandantur:

  "Die meisten russischen Familien hatten Angehörige im Krieg verloren. Pauschal wurden auch die Russlanddeutschen dafür mitverantwortlich gemacht. Ich habe das persönlich immer wieder in der Schule gespürt. Wir wurden als die "Fritzen" und die "deutschen Faschisten" beschimpft und angefeindet. Es kam zu Schlägereien. Wir deutschen Kinder und Jugendlichen hatten es schwer, uns durchzusetzen und Respekt zu gewinnen."

Lyly Rupps Erlebnisse:

  "Wir waren zum Ernteeinsatz im Kursker Gebiet. Wir halfen bei der Kartoffelernte. Eines Tages kamen zwei Milizionäre aufs Feld. Wie sich herausstellte, suchten sie mich, weil ich auf der Fahndungsliste gesuchter Personen stand. Ich hatte nicht beachtet, dass ich den Ernteeinsatz bei der Kommandantur hätte genehmigen lassen müssen. So suchten sie mich wie eine entlaufene Kriminelle. Das war, wie gesagt im Herbst 1955.
Während ihres späteren Studiums in Tula wurde Lyly Rupp von einem Dozenten immer wieder in provokatorischer Weise auf ihre deutsche Nationalität angesprochen. In Seminaren machte er immer wieder solche Bemerkungen wie: "Und was für eine Meinung hat die deutsche Faschistin dazu?"

(Kulturarchiv der Russlanddeutschen)

 
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