Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

1 Russlanddeutsche in der UdSSR nach 1956

1.4 Deutsch in der Schule

1.4.2 Deutsch als Muttersprache

1.4.2.1 Zeitzeugen

Walery Höschele:

  "Deutsch sprachen meine Eltern zu Hause untereinander. Und es wurde meistens auch Deutsch gesprochen, wenn Verwandte und Bekannte auf Besuch bei uns waren. Wir Kinder sprachen im Allgemeinen nur Russisch. Wir verstanden Deutsch ein bisschen und konnten auch einfache Dinge in der Muttersprache sagen. In der Schule hatten wir Deutsch als Fremdsprache, zwei Stunden in der Woche. Das reichte jedoch nicht aus, um unsere Kenntnisse wirklich zu vertiefen. Ich interessierte mich dennoch sehr für Deutschland, das Land, aus dem unsere Vorfahren nach Russland gekommen waren. Vieles über Deutschland, seine Kultur, Literatur und technische Errungenschaften habe ich aus russischen Büchern erfahren."

Viktor Schneider:

  "Und dennoch war bei uns, den Schneiders, vieles anders. Nicht äußerlich, wie gesagt, sondern in unserem Fühlen und Denken. Wir waren Angehörige deutscher Nationalität. Zu Hause sprachen wir neben Russisch auch Deutsch; die Eltern etwas mehr, bei uns Kindern dominierte die russische Sprache. Festtage wie Ostern und Weihnachten feierten wir nach deutscher Tradition. Es wurden deutscher Lieder gesungen und viele deutsche Märchen vorgelesen. Meine Mutter bewirtete Gäste mit deutschem Essen. Zu Ostern gab es immer herrlichen Strudel und anderen Kuchen, den man in den russischen Familien nicht kannte. Fast nichts habe ich während meiner Schulzeit über die Geschichte der deutschen Bevölkerung in der Sowjetunion und in Russland erfahren. Als ich später darüber etwas in der Bibliothek suchte, fand ich nur sehr wenig. Besonders dürftig waren die Informationen über die Zeit des Zweiten Weltkrieges."

(Kulturarchiv der Russlanddeutschen)

 
Startseite  |   zurück  |   Inhalt   |   nach oben