Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

5 Neubeginn in Deutschland

5.1 Erwartungen

5.1.1 Erwartungen – Zeitzeugen

Viktor Ring hatte große Hoffnung auf eine selbständige Existenz in Deutschland:

  " ... Nach Beendigung des Deutschkurses war ich sofort bestrebt, beruflich Fuß zu fassen. Meine Pläne zielten darauf ab, mich selbständig zu machen. Ich kannte viele Geschäftsleute in Kasachstan und Russland und die Verhältnisse dort und war mittlerweile mit der Wirtschaft in Deutschland ein bisschen vertraut. Ich wollte ein Unternehmen gründen, das als Dienstleister für größere Unternehmen im Export- und Importgeschäft tätig sein sollte. Leider hatte ich damit keinen Erfolg und musste nach knapp einem Jahr den Versuch aufgeben... Der Misserfolg war bitter".

Irina Poljakowa fühlte sich von Kind auf als Deutsche:

  "... die religiösen Feste wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten wurden nach deutscher Art, nach der Sitte unserer Vorfahren gefeiert. Meine Großmutter erzählte oft Märchen und sang mir deutsche Lieder vor. ...als viele Verwandte unserer Familie nach Deutschland übersiedelten. Ich nutzte die Möglichkeit, einige von ihnen dort zu besuchen. Mir gefiel es in Deutschland sehr. Schon äußerlich war hier alles ganz anders als in Russland. Die schönen Häuser in den gepflegten Städten und Dörfern, die modernen Transportmittel, das Überangebot an Waren – all das machte großen Eindruck auf mich".

Olga Linker:

  "... Meine damaligen Vorstellungen über Deutschland waren verschwommen und – das muss ich heute rückblickend bekennen – ziemlich unrealistisch. Bedenken hatte ich keine, Probleme hinsichtlich der Arbeit und des Einlebens in der Bundesrepublik sah ich nicht. Die bereits in Deutschland lebenden Verwandten hatten stets nur Gutes erzählt. Über Arbeitslosigkeit und Vorbehalte gegenüber Übersiedlern hatten sie nicht gesprochen".

Sergej Dortmann:

  "... Besonders Großmutter, meine Eltern, aber auch ich selbst wollten als Deutsche die neue Möglichkeit nutzen, unter Deutschen zu leben".

Heinrich Dorn und Valentina Bosserdt kamen wegen der Zukunftsaussichten ihrer Kinder:

  "... In Russland sahen die Kinder keine Perspektive mehr. Ich wollte ihnen beim Start zu einem neuen Leben helfen".
  "... Ich tat es vor allem, weil ich meinte, dass mein Sohn in Deutschland die besten Möglichkeiten für die Gestaltung seines Lebens besitzt. Vor allem in der beruflichen Ausbildung sollten ihm alle Wege offen stehen".

(Kulturarchiv der Russlanddeutschen)

 
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