Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

2 Veränderte Rahmenbedingungen für die Russlanddeutschen

2.1 Russland seit der Mitte des 19. Jahrhunderts: Aufhebung der Leibeigenschaft und weitere Reformen

2.1.2 Militärdienstpflichtgesetz von 1874

2.1.2.1 Auswanderung

2.1.2.1.3 Andere Auswanderungsgründe

Neben religiösen sind auch wirtschaftliche Motive zu nennen, die Russlanddeutsche zur Auswanderung vor allem in die USA veranlassten. Der dort 1862 erlassene "Homestead Act" räumte jedem 21-jährigen Siedler die Möglichkeit ein, ein Grundstück von 160 acres (56 Desjatinen) zu erhalten. Er musste dafür eine geringe Gebühr entrichten und die Verpflichtung abgeben, auf dem Land mindestens fünf Jahre zu leben und es zu kultivieren.

Eine weitere Möglichkeit zum Landerwerb stellte das Angebot der amerikanischen Eisenbahngesellschaften dar, Boden gegen ein geringes Entgelt zu verkaufen. Sie versprachen sich von einer Besiedlung des Landes entlang der Eisenbahnstrecken zusätzliche Einnahmen. Diese Angebote und die Berichte von Verwandten, Freunden oder ehemaligen Nachbarn über reiche Ernten lockten vor allem zahlreiche Mennoniten in die USA.

Aber auch Befürchtungen link von Kolonisten, nach der Einführung der Semstwoverwaltung könnten sie der Willkür russischer Beamter mehr oder weniger hilflos ausgeliefert sein, veranlasste sie, das Land zu verlassen. Solche Befürchtungen lagen beispielsweise der Auswanderung einer größeren Zahl von Kolonisten 1877 aus Bessarabien zugrunde. Sie fühlten sich durch russische Beamte ungerecht behandelt. Auch in der "Odessaer Zeitung" wurden derartige Stimmungen, die zu einem Auswanderungsgrund werden konnten, artikuliert.
 
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