Die Einführung der allgemeinen Militärdienstpflicht veranlasste zahlreiche Russlanddeutsche, das Land zu verlassen. Zu den Auswanderungsländern gehörten neben Brasilien und Argentinien vor allem die
USA und Kanada . Von der Auswanderung nach
Brasilien zeugt das 1878 entstandene "Brasilienlied"
siehe auch , das noch heute unter Russlanddeutschen bekannt ist.
Über das Ausmaß der Auswanderung liegen keine gesicherten Angaben vor. Man schätzt, dass etwa 250. 000 Russlanddeutsche nach Argentinien und Brasilien auswanderten. Rund 750.000 zogen in die USA oder nach Kanada.
Im Gouvernement Cherson wurden nach 1874 3.312 Auswanderungspässe ausgestellt. Im Gouvernement Odessa erschienen in einem Jahr 133 Militärdienstpflichtige nicht zur Musterung, 80 von ihnen waren nach Amerika ausgewandert. Neben der legalen Auswanderung war auch die Flucht ins Ausland ein Weg, um sich dem Militärdienst zu entziehen. Es wird berichtet, dass im Wolost Glückstal die wehrpflichtigen Deutschen eines Jahrgangs bis auf drei Mann ins Ausland geflohen waren.
Aber nicht nur die Einführung des Militärdienstes war Grund für die Auswanderung. Neben wirtschaftlichen Motiven dürfte hier die Angst vor einer Russifizierung und Behördenwillkür nach der Einführung der Semstwoverwaltung sowie vor Hungersnöten eine Rolle gespielt haben. (vgl.
andere Auswanderungsgründe )
In der
russischen Öffentlichkeit wurde die Auswanderung deutscher Siedler kritisch kommentiert.