Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

1. Die Oktoberrevolution und ihre Auswirkungen auf die Russlanddeutschen

1.7 Kampf um die Sicherung der bolschewistischen Macht in den Jahren 1918 bis 1920

1.7.1 Russlanddeutsche im Bürgerkrieg

Die Russlanddeutschen waren wie alle Bürger der Sowjetrepublik von Bürgerkrieg/Einmarsch ausländischer Interventionstruppen/Regime des Kriegskommunismus betroffen. Dabei ist aber eine regionale Differenzierung zu beobachten.

Im Schwarzmeergebiet war der westliche Teil (Bessarabien) von rumänischen Truppen besetzt, die mittleren Teile lagen im Machtbereich der selbständigen (bürgerlichen) "Ukrainischen Volksrepublik", während die östliche Ukraine abwechselnd unter bolschewistische ("rote") oder gegenrevolutionäre ("weiße") Herrschaft geriet. Hinzu kamen eine Reihe von Banden link, die den Machtverfall und die anarchistischen Zustände im Lande zu Überfällen und Plünderungen der Kolonien nutzten.

Die Deutschen in den Wolgakolonien befanden sich seit Sommer 1918 in der Nähe dreier Fronten. Im Norden kämpften Rote Tschechoslowakische Legionäre (ehemalige Kriegsgefangene) gegen Tschechen. Vom Süden her stießen Einheiten der Weißen vor und Kosaken besetzten Gebiete östlich der Kolonien auf der Wiesenseite. Der größte Teil der Wolgakolonien blieb aber während der Kämpfe unter der Sowjetmacht.

An den Fronten des Bürgerkrieges kämpften Wolgadeutsche auf Seiten der Weißen und der Roten. So kämpfte z.B. mit den Roten ein Freiwilligentrupp aus Mariental mit 115 Mann an der Front gegen die Tschechoslowaken. Im ersten Gefecht nahe Wolsk kamen viele der Kämpfer um. Ein Teil der Überlebenden schloss sich dem legendären roten Kommandeur Wassili I. Tschapajew an.

In einem Brief vom 17. Juni 1918 an Lew Trotzki link, Volkskommissar für Militärangelegenheiten, bat das "Kommissariat für deutsche Angelegenheiten im Wolgagebiet" Ernst Reuter, Karl Petin (vgl. dazu Kap. 2) darum, "für besondere Bedürfnisse der Kolonien" eine deutsche "Rotarmee-Abteilung" aufstellen zu dürfen.

Sie schlugen vor, dafür die deutsche Abteilung der internationalen Legion Saratow (1. Internationales Saratower Schützenregiment) zu nutzen. Die "Legion" wurde seit Mitte 1918 formiert.

Ende Dezember 1918 ging das 1. Katharinenstädter kommunistische Regiment mit 2000 Mann in die Ukraine, um an der Vertreibung deutscher und österreichischer Truppen teilzunehmen. Es folgten weitere Kampfeinheiten aus wolgadeutschen Orten. Sie trugen dazu bei, den Konsolidierungsprozess der Sowjetmacht zu unterstützen.
 
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