Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

1 Russlanddeutsche in der UdSSR nach 1956

1.1 Situation 1956

1.1.4 Hausbau

haus eines wolgadeutschen
haus eines wolgadeutschen
Eine russlanddeutsche Zeitzeugin erinnert sich:

  "Wir hatten da ein Häuschen, es war ja bloß eine Lehmhütte, ein kleines Stübchen.(...)Die Deutschen haben ja selten eine bequeme Wohnung bekommen in den hohen Häusern da. 'Du Deutscher, tret nur zurück, warte nur, Du bekommst keine Wohnung!' Das war so. Das ist Tatsache. Vielleicht Ausnahmen nur [bekamen eine Sozialwohnung]."

Eine andere Russlanddeutsche erzählte:

haus eines wolgadeutschen
  "Hat ja jeder sein Haus gehabt, weil die Deutschen fast nie eine Sozialwohnung bekommen haben. Jeder von den Gläubigen hat dem andern beim Hausbauen geholfen nach der Arbeit, da sind oft 20 bis 30 Mann da gewesen und haben gearbeitet. Die haben schon was fertiggebracht.

wohnungsbau
Mit dem Baumaterial war`s ja auch schrecklich schwach, aber die Deutschen haben ja sehr gut gearbeitet, waren die besten Arbeiter im Betrieb, und da hat man ihnen dann erlaubt, Bretter zu kaufen. Und beim Hausbauen waren die Brüder lustig und haben deutsche Lieder zusammen gesungen, und es war ganz prima. Und zusammen gegessen hat man. Eine Hand hat die andere gewaschen, wie man sagt. Und das war so wunderschön. Das muss ich gestehn. Solch eine Einheit, solch eine Herzlichkeit!"

haus eines wolgadeutschen
Ein eigenes Haus zu besitzen galt und gilt heute noch bei vielen Russlanddeutschen als Lebensziel. Und da die Deutschen nach Beendigung der Kommandantur nicht an ihre ursprünglichen Wohnorte zurückkehren durften, begannen sie wieder, Häuser zu bauen oder zu erwerben. Zunächst waren es meist provisorisch errichtete eingeschossige Lehmhütten oder -häuser, was wenige Jahre nach Kriegsende schon eine bemerkenswerte Leistung war. Viele Bürger der UdSSR lebten unter gleichartigen Bedingungen. Lehmbauten wurden allmählich erweitert, verstärkt oder höher ausgebaut.

haus eines wolgadeutschen
Der Bau eigener Häuser link war ein Ausweg angesichts der dramatischen Wohnungssituation im ganzen Land.

Das familienorientierte, generationsübergreifende Zusammenwohnen war bei den Russlanddeutschen üblich und gewohnte Praxis.

Nach einer Studie des russlanddeutschen Historikers L. Malinowski lebten 1969 73,9 Prozent der Deutschen in Sibirien in ihrem eigenen Haus, 12,3 Prozent besaßen einen Hausteil, 1,7 Prozent wohnten mit anderen Menschen in einer Wohnung.
 
Startseite  |   zurück  |   Inhalt   |   nach oben