Märchen bedeuteten für die Russlanddeutschen eine ganz enge Verbindung zur alten Heimat. Viele russlanddeutsche Kinder kannten ebenso wie die deutschen Kinder z.B. Grimm's Märchen. Dabei spielte es keine Rolle, ob sich im Laufe der Zeit ortsspezifische Änderungen ergeben hatten. Der Grundgedanke blieb.
Neben Märchen wurden auch von Generation zu Generation Legenden, Sagen, Fabeln, Schwänke, Reime, Sprichwörter, Rätsel und Geschichten, wie z.B. die Geschichte vom "Kirgisen-Michel"
[siehe hier] , weitergegeben.
Um die Jahrhundertwende entstanden in den Gebieten an der Wolga erzählende und dichterische Werke über das unmittelbare Leben der Wolgadeutschen. Einer der ersten, der die Erlebnisse der Ansiedlung niedergeschrieben hat, war der preußische Offizier Bernhard Ludwig von Platen mit seinen "Reisebeschreibungen"
[siehe hier] .
David Kufeld, der viele Jahre als Lehrer im Wolgagebiet gearbeitet hat, verfasste zur 150. Jahrfeier der Ankunft der Siedler an der Wolga das "Lied vom Küster Deis"
[siehe hier] . In diesem 1914 erschienenen Versepos würdigt er die Geschichte, das Leben und das Schaffen der Kolonisten.