Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

6 Kulturelles Leben

6.1 Sprache

Bei ihrer Einwanderung in das russische Zarenreich hatten die deutschen Siedler ihre jeweiligen deutschen Dialekte mitgebracht.

Die deutschen Kolonisten verständigten sich untereinander in ihrer deutschen Mundart link. Darüber hinaus hatten die Siedler kaum Kontakte zur russischen Bevölkerung, so dass regelrechte deutsche Sprachinseln entstanden.

Deutsch war bei den Kolonisten Umgangs-, Verwaltungs- und Gerichtssprache.

Zur Bewahrung der deutschen Sprache trug ebenfalls die Herausgabe deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften link ab Mitte des 19. Jahrhunderts bei.

Durch das Zusammenleben in abgeschlossenen deutschen Siedlungen war der Gebrauch der russischen Sprache zunächst nicht erforderlich, aber mit der Entwicklung von Politik und Wirtschaft sowie mit der Zunahme landesweiter Kontakte wurde die Beherrschung der russischen Sprache auch für die deutschen Kolonisten in Russland immer mehr zu einem Erfordernis der Zeit.
Dazu äußerte sich der Gouverneur des Chersoner Gebietes im Jahre 1899 anlässlich der Umbenennung von Dörfern (Gedächtnisprotokoll von Ch. M. Kugler als Zeitzeuge):

  "... aber die Hauptsorge der deutschen Bevölkerung muß die Erlernung der russischen Staatssprache sein. In Rußland zu leben und russischer Untertan zu sein, ohne die russische Sprache zu können, ist nicht bloß unvorteilhaft in materieller und geistiger Beziehung, sondern auch unanständig, sogar eine Schande für einen russischen Untertanen".

Nach Aufhebung der Sonderrechte 1871 und unter Zar Alexander III., der die These "Ein Zar – ein Gesetz – eine Sprache" verfolgte, begann die schrittweise Russifizierung des öffentlichen Sprachgebrauchs. Von nun an war Russisch in allen Lebensbereichen die vorgeschriebene Sprache. Ein Teil der Kolonisten entzog sich dieser Entwicklung durch die Auswanderung vor allem nach Amerika; die Zurückgebliebenen standen der Entwicklung sehr differenziert gegenüber.
 
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