Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

2 Russlanddeutsche in der Sowjetunion der 20er Jahre

2.3 Auf dem Weg zur Sowjetautonomie an der Wolga

2.3.3 Das Kommissariat für deutsche Angelegenheiten an der Wolga

Der Bund deutscher Sozialisten an der Wolga [siehe auch] link entsandte ebenfalls eine Abordnung aus den Wolgakolonien nach Moskau. Diese sprach am 18. April 1918 beim Volkskommissar für Nationalitätenfragen J. W. Stalin vor. Vom Bund kamen Adam Emich, Gustav Klinger und P. Kellner, um dessen Positionen in den dringenden Fragen der Selbstverwaltung und des Schulwesen darzulegen. Darüber hinaus übergaben sie der Zentrale authentische und detaillierte Informationen link über die Entwicklung in den Wolgakolonien.

Der Volkskommissar versprach Hilfe beim Aufbau von Selbstverwaltung und Schulunterricht in deutscher Sprache, bei der Übernahme der Macht durch die Werktätigen, beim Zustandekommen einer Zusammenarbeit mit den Gouvernementssowjets in Saratow und Samara sowie die Einrichtung einer deutschen Abteilung im Volkskommissariat. Den Aufbau dieser Abteilung übertrug die Sowjetregierung bolschewistisch orientierten deutschen bzw. österreichischen Kriegsgefangenen.

Ende April 1918 wurde dann das "Kommissariat für deutsche Angelegenheiten an der Wolga" mit Sitz in Saratow gebildet. Die Leitung des Kommissariats übernahm gemäß einer von W. I. Lenin, Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, unterzeichneten Weisung Ernst Reuter (1889 - 1953). Diese Einrichtung hatte die Aufgabe, zügig die Selbstverwaltung in den deutschen Wolgakolonien auf der Grundlage der Sowjetmacht zu organisieren. Das Mandat dafür war, wie Reuter später einmal feststellte, "breiter als die Wolga".

E. Reuter zur Seite stand Karl Petin, Österreicher lettischer Herkunft. Beide hatten bisher aktiv in der revolutionären Kriegsgefangenenorganisation des Moskauer Militärbezirks gewirkt und waren Mitglied der gerade gegründeten deutschen Sektion der KPR (B). Reuter, 1918 bis 1922 Mitglied der KPD, dann SPD, war 1945 Stadtrat und von 1950 bis 1953 Regierender Bürgermeister von Berlin (West).

In Saratow wurden vier Wolgadeutsche in die Leitung des Kommissariats mit einbezogen: Georg Dinges, Adam Emich, Gustav Klinger und Alexander Moor (Mohr). Ein vierzigköpfiger Organisationsausschuss mit Mitgliedern des Bundes deutscher Sozialisten und Vertretern einiger Kolonien bereitete den 1. Sowjetkongress der Wolgadeutschen link vor.
 
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