Erst mit Aufhebung des Kommandanturregimes
(Dekret vom 13. Dezember 1955) wurden die Russlanddeutschen wieder freie Sowjetbürger, allerdings immer noch mit Einschränkungen. Trotz Aufhebung des Sonderregimes durften die Russlanddeutschen nicht in ihre ursprünglichen Siedlungsgebiete zurückkehren.
- Für die Russlanddeutschen galt, dass sie eine Verpflichtungserklärung unterschreiben mussten, nie wieder in ihre ehemaligen Gebiete zurückzukehren und keine Ansprüche auf ihr konfisziertes Eigentum zu erheben,
- sie bekamen keine Entschädigung für ihr beschlagnahmtes Eigentum,
- nicht zurückgegeben wurde ihnen das gemeinschaftliche Eigentum an Grund und Boden der Kolchosen und Kooperationen (eingebracht bei der Kollektivierung),
- Schulen, Bibliotheken, Redaktionen, der Deutsche Staatsverlag in Engels und das Zentralmuseum der ASSR der Wolgadeutschen blieben in russischer Hand,
- sie wurden nicht rehabilitiert.
Infolge von Deportation und Einzug in die "Trudarmee" lebten die Russlanddeutschen nunmehr in Kasachstan, Mittelasien und Sibirien und in der Altai-Region.
Vor Kriegsbeginn hatten 89% der Russlanddeutschen im europäischen Teil der Sowjetunion gelebt, nach dem Krieg waren es nur noch 17%, d. h. ca. 650 000 Russlanddeutsche waren aus dem europäischen Teil der UdSSR ausgesiedelt und in asiatischen Gebieten angesiedelt worden.
Der Erlass vom 13. Dezember 1955 brachte aber für das Leben der Russlanddeutschen einschneidende Erleichterungen.
Die wiedergewonnene relative Reisefreiheit innerhalb der Sowjetunion führte zu einer "wahren Völkerwanderung".
Viele Verwandte fanden sich über Briefeschreiben oder über Suchdienste. Tausende briefliche Kontakte entstanden auch zu Verwandten nach Deutschland.
Viele russlanddeutsche Familien zogen aus den unwirtlichen kalten Regionen in den Süden, in klimatisch günstigere Gebiete; andere zogen dorthin, wo sich Verwandte aus der Vorkriegszeit und durch Deportation angesiedelt hatten. Andere wiederum blieben in den zugewiesenen Gebieten.
Aus
Erlebnisberichten erfahren wir über die unterschiedlichen Gründe für das Umziehen oder Bleiben.
Das führte zu einer völlig neuen Siedlungsverteilung der Russlanddeutschen, es bildeten sich räumliche
Schwerpunkte heraus.
Einhergehend mit der allgemeinen Verbesserung der Lebensverhältnisse kauften sich viele Russlanddeutsche Häuser, die sie nach ihrem Bedarf umbauten, oder sie errichteten neue Häuser.