Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

1. Die Oktoberrevolution und ihre Auswirkungen auf die Russlanddeutschen

1.1 Neue Bedingungen nach der Februarrevolution 1917

Der Sturz des Zarismus mit der bürgerlichen Februarrevolution 1917 leitete auch für die Russlanddeutschen einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte ein. Voller Hoffnung begrüßten sie die Bildung einer Provisorischen Regierung. Als diese in einer Deklaration am 16. März 1917 (vielfach als "Freiheitsdekret" bezeichnet) die Aufhebung aller nationalen und religiösen Beschränkungen in Russland verkündete, organisierten sich auch politische Kräfte in der russlanddeutschen Bevölkerung. Die deutsche Presse, die seit Kriegsbeginn 1914 [siehe auch] link verboten war, blühte schnell wieder auf. Deutsche Vereine und Verbände wurden wieder oder neu gegründet.

Als Lehre aus der Vergangenheit, insbesondere der Kriegsjahre, begann man auf eine Vereinigung aller deutschen Gruppen hinzuarbeiten, um so mit größerem Gewicht eigene Ansprüche auf nationale Selbstbestimmung anzumelden und gegenüber der Provisorischen Regierung vertreten zu können.

Es war aber allen Regierungen, die von März bis Oktober 1917 einander ablösten, nicht gelungen, die Hauptprobleme, die ihnen der Zarismus hinterlassen hatte, auch nur annähernd zu lösen: die Beendigung des Krieges, die Agrarfrage (Bodenreform) und die Versorgung der Bevölkerung mit dem Notwendigsten – Brot!

Die kriegsmüden russischen Soldaten verbrüderten sich mit deutschen oder begingen massenhaft Fahnenflucht und strömten in ihre Heimatorte zurück. Bauernaufstände und Gewaltaktionen gegen die Gutsbesitzer erfassten das flache Land. In den Städten führte die katastrophale Versorgungslage zur Radikalisierung der Arbeiterschaft.

In dieser zugespitzten Situation haben die Bolschewiki unter Wladimir I. Lenin link, gestützt auf den Petrograder Sowjet (Rat) und mit Hilfe Roter Garden (etwa 15-20.000 Mann), in einem bewaffneten Aufstand in Petrograd am 7. November (25. Oktober) 1917 die Provisorische Regierung unter Alexander F. Kerenski link gestürzt.
 
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