Anders als den russischen Bauern standen den deutschen Kolonisten mehrere Wege offen, um einen Landerwerb zu realisieren.
- Sie konnten auf Eigenkapital
zurückgreifen, sofern vorhanden.
- Ihnen standen die Waisenkassen
zur Finanzierung von Landkauf zur Verfügung.
- Die Einnahmen aus der Verpachtung des Schäfereilandes (Schäfereikapital
) und der Branntweinpacht (Branntweinpachtkapital
) konnten genutzt werden.
- Unter den deutschen Kolonisten war es üblich, dass man bei einem Landkauf füreinander bürgte.
- Häufig bildeten sich deutsche Kaufgenossenschaften, die ein günstiges Angebot zum Landkauf wahrnahmen, um so Land für Bauern zu erwerben.
Unter Nutzung der angeführten Quellen konnten die Kolonien Landlosen Kredite zum Landkauf zur Verfügung stellen. Da die Bodenpreise im Schwarzmeergebiet hoch waren und eine steigende Tendenz aufwiesen, wichen die Kolonien immer weiter nach Osten aus, so dass Tochterkolonien im Kaukasus, am Don, in Westsibirien, in Mittelasien sowie im Fernen Osten entstanden. Die Tochterkolonien selbst wurden mit Reserveland für Landlose ausgestattet. Trotzdem wiederholte sich auch hier das gleiche Szenarium, so dass Tochterkolonien ihrerseits Tochterkolonien gründeten.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts kam es nicht nur wegen der Versorgung der Landlosen zu einer exzessiven Entwicklung beim Landkauf. Von zeitgenössischen Beobachtern wurde dies als "Landhunger" bezeichnet. Das Streben nach Besitzvergrößerung beherrschte eine breite Schicht der Kolonisten. Man war an die Bewirtschaftung großer Flächen gewöhnt und kaufte oder pachtete "soviel wie nur möglich war".
(Vgl. dazu die Einschätzung des Pastor Jakob Stach auf der Seite
Eigenkapital 
)