Geschichte der Russlanddeutschen
Auswanderung der Deutschen
Teil II 1820 - 1917
1 Wirtschaftliche Entwicklung der Russlanddeutschen
1.1 Bevölkerungswachstum
- Insgesamt ist während des 19. Jahrhunderts ein dynamisches Bevölkerungswachstum in den Kolonien zu verzeichnen. Die Zahl der Russlanddeutschen stieg bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf über 1,7 Millionen an. Diese Entwicklung wird unter anderem auf eine abnehmende Kindersterblichkeit zurückgeführt. Verbesserte hygienische Bedingungen und eine vitaminreichere Ernährung waren dafür die Voraussetzung.
- Die Zahl der Russlanddeutschen wurde durch Auswanderungen in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts abgeschwächt. Hier sind vor allem die Auswanderungen nach der Einführung der allgemeinen Militärdienstpflicht in Russland 1874 und nach der Fremdengesetzgebung in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts zu nennen.
- Das Bevölkerungswachstum in den Wolgakolonien und in den Schwarzmeerkolonien war unterschiedlich stark.
- Während in den Wolgakolonien das Bevölkerungswachstum auf dem Hintergrund des hier herrschenden Mir-Systems zu einer "schleichenden Verarmung" eines Teils der Bevölkerung führte, stieg in den Schwarzmeerkolonien, in denen die Fixierung auf einen Erben weitgehend konsequent eingehalten wurde, die Zahl der Landlosen ständig an.